Was für ein Theater im BVJ!

In den BVJ Klassen 22 c, b und S, 40 Schülerinnen und Schüler (nachfolgend SuS) aus den Berufsschulklassen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, der NAOS ist, seit dem 11.10.22 ein riesen Theater oder besser gesagt „Beshir im Blätterland“ — Ein Tanz Theater Projekt über das Zusammenleben im Einwanderungsland Deutschland los.
Gemeinsam mit dem Kooperationspartner „Theater-Peripherie Frankfurt“ findet das Theater-Projekt statt, in dem es darum geht, dass sich SuS sowohl mit theaterpädagogischen Mitteln als auch mit Mitteln der Tanzperformance mit komplexen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens auseinandersetzen. Unteranderem geht es um die Themenkomplexe Integration, Assimilation, Vielfalt und Diversität. Ausgehend von dem Stück „Beshir im Blätterland“, in dem der junge Spieler Beshir einen groben Abriss über seine Erfahrungen mit dem „Blätterland“, womit Schule, Behörden und Öffentlichkeit gemeint ist gibt, wird mit den SuS an ihren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen gearbeitet. Im Fokus steht immer die gesellschaftliche Vielfalt im Einwanderungsland Deutschland. Das Projekt ist eine spielerische Auseinandersetzung mit post-migrantischen Themen, in denen sowohl Perspektiven von Einheimischen als auch Eingewanderten Rechnung getragen wird.
Im Schullalltag bleibt in der Regel kaum Zeit über lebensweltlichen Themen der SuS zu sprechen. Durch das gegenseitige Vorführen von Alltagssituationen (Methode: Forum-Theater aus Theater der Unterdrückten von Augusto Boal) lernen die SuS sich gegenseitig Perspektiven zu eröffnen. Sowohl die eigene als auch die Fremdperspektive wird auf diese Weise geschult. Des Weiteren eröffnet dies ein neues Übungsfeld zur Aushandeln von „Wirklichkeit“. Der Austausch darüber eröffnet vielfältige Erfahrungen, Sichtweisen und Umgangsweisen mit dem Thema und stärkt die sowohl die Resilienz der Jugendlichen gegenüber extremistischen Denkmustern als auch die Selbstwirksamkeitserfahrungen im Kontext Schule. Am Ende des Projektes differenzieren und erleben die SuS aktive Teilhabe von passiver und formulieren Möglichkeiten und Wege für eine selbstbestimmte Zukunft.
Die Schülerschaft der Nicolaus-August-Otto-Schule ist sehr divers aufgestellt und in den Klassen treffen SuS unterschiedlichster kultureller Hintergründe aufeinander. Toleranz und Akzeptanz für die damit einhergehende Vielfalt an Lebensauffassungen und Rollenverständnissen sind dabei keine Selbstverständlichkeit und können das Schulklima negativ beeinflussen. Die SuS machen oft Erfahrungen mit Diskriminierung, welche sie aufgrund von Sprachhemmnisssen nicht adäquat und selbstständig kommunizieren können. Die SuS kommen aus multiproblematischen Elternhäusern. Häufig verschließen Fluchthintergrund, Posttraumatischen Belastungsstörungen und prekäre Lebensverhältnisse einen Platz in der Gesellschaft. Diese eröffnen Wege in radikale Denkmuster oder sogar in eine Radikalisierung. Durch das Projekt sollen die SuS positive Selbstwirksamkeitserfahrungen machen und ein künstlerisches Forum für sich kennenlernen, welches andere Ausdrucksmöglichkeiten bereithält und die Lust am künstlerischen Spiel und Experimentierungsformen eröffnet. Das Projekt hat einen hohen kommunikativen Charakter und ermöglicht es biografische Erfahrungen in einem geschützten Rahmen, im Klassenverband zu teilen, diese zu verarbeiten und für die Unterschiedlichkeit der einzelnen Biografien zu sensibilisieren.
Ausgehend von einer schon bestehenden Inszenierung von Theaterperiferie Frankfurt (Beshir im Blätterland) erarbeiten die zwei Theaterpädagog: innen/ Theatervermittler: innen mit den SuS eigene Szenen, die auf den Erfahrungen der SuS beruhen. Zunächst wird durch Theaterspiele, Improvisation und Bewegungswie Körpertraining das Ausdrucksmittel des Theaters kennengelernt. Den SuS wird so die Möglichkeit eröffnet verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten kennenzulernen. Das Medium Theater bietet andere Entfaltungswege, um z.B. sprachliche, körperliche, mimische und gestische Ausdruckmöglichkeiten anzuwenden. In einem zweiten Schritt können die SuS so selbst Erlebtes theatralisch verarbeiten und sich gegenseitig vorstellen und reflektieren.

Am Ende des Projektes findet eine Abschlussfahrt zu einem professionellen Gastspiel von Theaterperiferie in Frankfurt statt. Da die Theatervermittler: innen nur im Schulkontext verortet waren, erhalten die SuS so einen Einblick in die reale Theaterwelt vor Ort. Auf diese Weise findet das Projekt seinen Abschluss, indem die Inhalte nochmal über eine Evaluation reflektiert werden. Um die Ergebnisse festzuhalten, soll ein professionell geschnittener Film über den Entwicklungsprozess der SuS verschenkt werden.

Zeitlicher Ablauf und Termine: Es finden insgesamt 5 Workshop-Termine statt.
1. Tag: Einstieg in die Theaterarbeit (Methodik: Kennenlernen Theater-Technik, Theatralische Mittel), Vorurteile gegenüber Theater werden aktiv abgebaut.
2. Tag: Inhaltlicher Themen-Einstieg: Leben In Post-Migrations-Gesellschaft (Widersprüche, Spannungsfelder im Leben). Transfer: Wie verarbeite ich meine eigenen Erfahrungen mit theatralischen Mitteln.
3. Tag: Weiterarbeit der gefundenen, individuellen Themen der Gruppen, Stärken der SuS. Körperarbeit und Improvisation aus Theaterperspektive & Inhaltliche Arbeit aus betroffener Perspektive (Ausdruck).
4. Tag: Weiterarbeit & Gegenseitige Mini-Präsentationen. Sichtung des gewonnenen Fümmaterials.
5. Tag: Gastspiel Im Titania Theater Frankfurt hitp/Aitania-theater.com

Das Angebot möglich gemacht hat die Zusammenarbeit der Nicolaus-August-Otto-Schule mit dem Jugendmigrationsdienst des Diakonischen Werks Rhein-Lahn. Dieser organisiert im Rahmen des Bundesvorhabens „Respekt Coaches“ des Bundesfamilienministeriums präventive Gruppenangebote für SuS teilnehmender Kooperationsschulen.

Wir wünschen den BVJ Klassen viel Freude, viele neue und spannende Erfahrungen und Erkenntnisse und nehmen Euch mit auf dem weiteren Weg durch das Projekt
(WOL / BIN / LNG)

 

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